München und Nürnberg deckeln ihre teuren Großprojekte bzw. sagen sie ab – nur die ärmste Stadt Bayerns tut bei der Theatersanierung so, als gäbe es kein Morgen

Augsburg, 22.11.2020. Die Stadt München, bekanntlich eine der reichsten Großstädte Bayerns, deckelt die Kosten für die Sanierung des Kulturzentrums “Gasteig” auf 450 Millionen €. Die Stadt Nürnberg, die finanziell auch besser dasteht als Augsburg, sagt ihren Neubau einer Konzerthalle ab – trotz 75 prozentiger Förderung durch den Freistaat. Nur die ärmste Stadt Bayerns, Augsburg, hält an der geplanten Sanierung des Augsburger Staatstheaters fest. Trotz bereits eingetretener Kostenexplosion und weiteren absehbaren Kostensteigerungen.

In Augsburg wird an der Kostenintensiven Theatersanierung festgehalten

„Die Coronakrise hat in München und Nürnberg zu der Einsicht geführt, dass momentan das Geld für kulturelle Großprojekte nicht in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht. Das hat es zwar auch schon vorher nicht, allerdings bekommt man häufig diesen Eindruck, wenn man die Befürworter solcher Projekte hört“, so Alexander Süßmair, Initiator des Bürgerbegehrens „Theater-Kostenexplosion stoppen!“. „In Augsburg jedoch hört man die Signale nicht, die dramatischen finanziellen Auswirkungen der Coronakrise. Hier soll unbeirrt an der kostspieligen Theatersanierung festgehalten werden“ so Süßmair weiter. Notbremse ziehen, besser freie Kulturszene unterstützen

Anna-Xenia Weingart, Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens, ist der Auffassung, dass die Stadtregierung endlich aufwachen soll aus ihrem Traum mit einem zentralen Kulturtempel Luxus-Kulturstandort zu werden: „Die Stadtregierung  sollte viel lieber die Notbremse ziehen und der freien Kulturszene durch die Coronakrise helfen!“ Die Coronakrise zeige auch, wie wichtig Kinderbetreuung ist. Diese müsse nun ausgebaut, statt auf die lange Bank geschoben werden, unter dem Vorwand, es sei kein Geld da. Die ärmste Stadt Bayners sollte lieber in die öffentliche Infrastruktur, die allen dient, investieren

Tobias Bevc, Mitinitiator des Bürgerbegehrens, ergänzt: „Augsburg ist mit Abstand die ärmste Stadt Bayerns mit dem niedrigsten Durchschnittseinkommen und den niedrigsten Renten in ganz Bayern. Das Geld, das hier für die Luxussanierung des Theaterstandorts verwendet wird, sollte viel besser so ausgegeben werden, dass die gesamte Augsburger Bevölkerung von diesem Geld profitiert: Bessere Schulen, mehr Kitas, gepflegte Sportanlagen und einen preiswerten und guten ÖPNV sowie bezahlbaren Wohnraum für alle. Dies ist eine öffentliche Infrastruktur, die allen zu Gute kommt und Menschen mit geringem Einkommen die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglicht.“

Die Corona-Krise zeigt wie unter einem Brennglas, wofür öffentliche Gelder ausgegeben werden müssen und wofür sie ausgegeben werden könnten. Die überproportional teure Sanierung des Augsburger Theaters ist nur dann eine Option, falls üppig Geld im Stadtsäckel vorhanden sein sollte. Dies ist in Augsburg seit mindestens 40 Jahren nicht der Fall. Die Stadt soll erst ihren Pflichtaufgaben nachkommen. Das Theater kann auch spielen, wenn die Sanierung einige Nummern bescheidener ausfällt.

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